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Baukosten in Österreich – Analyse für 2022

14.06.2022 | 6 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

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Mit rund 55 Prozent verfügt die Republik Österreich über die höchste Wohneigentumsquote im DACH-Raum. Über die letzten Jahrzehnte hinweg verblasste der Traum vom Eigenheim jedoch für viele immer mehr. Ein Grund dafür sind die hohen Baukosten in Österreich, welche zuletzt massiv anstiegen. Die aktuelle Situation scheint sich in absehbarer Zukunft nicht zu entschärfen – im Gegenteil. Im folgenden Artikel analysieren wir die Baukosten für Österreich für das Jahr 2022 und klären auf, warum es zuletzt zu massiven Preisanstiegen kam und welche Prognosen sich für die Zukunft treffen wlassen.


Baukosten Österreich - Entwicklung Baukostenindex und Baupreisindex in Österreich Q1 2020 bis Q1 2022
Quelle: statistik.at

2022 erreichten die Baupreise in Österreich ein Rekordniveau. Laut österreichischem Baupreisindex (BPI) stiegen die Baupreise für Bauherren über die letzten fünf Jahre um über 30 Prozent. Alleine im ersten Quartal des aktuellen Jahres hat der Baupreisindex Österreich 2022 im Vergleich zum Q1 2021 um 8,7 Prozent zugenommen. Der Baukostenindex, also die Kosten für Bauunternehmen stieg bis ins Frühjahr 2022 verglichen mit dem Vorjahreswert sogar um über 16 Prozent. Die Baukosten pro m² sind in Österreich 2022 in allen Bundesländern im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Zurzeit liegen die Durchschnittskosten pro Quadratmeter für ein Einfamilienhaus in Österreich zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Ein Plus von 50 Prozent gegenüber den Preisen pro m² vor zehn Jahren.

Unter dem Strich wird Bauen also immer teurer, es ist eine wahre Kostenexplosion. Somit ist eine seriöse Kostenkalkulation im momentanen Umfeld äußerst herausfordernd. Doch was sind die konkreten Gründe für die steigenden Baukosten in Österreich? Sehen wir sie uns im Detail an.

Grund 1 für steigende Baupreiskosten in Österreich: Fragile Lieferketten

Nicht nur in der Baubranche verursachen die Lieferschwierigkeiten signifikante Probleme. Während der Pandemie wurden die globalen Lieferketten massiv gestört. Hersteller mussten die Produktion einstellen, Häfen wurden geschlossen, ausländischen Schiffen wurde das Anlegen verweigert und die Redereien erhöhten ihre Preise massiv. Obwohl die Pandemie in vielen Nationen in den Hintergrund rückt, bestimmen Einschränkungen weiterhin den Alltag in einigen asiatischen Staaten.

Vor allem in China hat die No-Covid-Strategie signifikante Einflüsse auf die Produktion und auf die Logistik. China gehört zu den wichtigsten Rohstofflieferanten der EU. Mit rund 2,5 Milliarden Tonnen ist China beispielsweise mit Abstand der größte Produzent von Zement und produziert knapp das zehnfache der Menge des zweitgrößten Herstellers, Indien. Baumaterialien können aufgrund von Einschränkungen in China teilweise nicht produziert, nicht an die Häfen gebracht oder nicht verschifft werden. Die Situation ist unvorhersehbar und kann sich von Tag zu Tag ändern. Dies treibt die Kosten von Baumaterialien aus China massiv in die Höhe.

Die Folge: Bauunternehmen geben diese Kosten an den Auftraggeber weiter, was in der ganzen EU und infolgedessen auch in Österreich für steigende Baukosten sorgt.

Doch auch der Krieg in der Ukraine sorgt dafür, dass die Baustoffpreise auf einem Rekordhoch sind. Besonders Roheisen und Stahl haben sich in den letzten Monaten massiv verteuert. Importe aus Russland sind aufgrund der Sanktionen kaum noch möglich und Importe aus der Ukraine werden durch die bewaffneten Konflikte verhindert.

Auch diese Preissteigerungen werden an die Bauherren weitergegeben, was zu höheren Baukosten führt. Der österreichische Index “Baumaterial” verzeichnet dementsprechend auch enorme Anstiege. Während er 2021 bei einem Wert von rund 110 lag, wird er sich bei einer Fortsetzung des aktuellen Trends, Ende 2022 bei knapp 160 befinden.

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Grund 2 für steigende Baupreise in Österreich: Höhere Energiekosten

Nicht nur die Baukosten, sondern auch die Energiepreise sind in den letzten Monaten explodiert. Besonders Rohöl, Gas und Strom haben sich bedeutend verteuert. Die höheren Energiepreise treiben die Inflation an, wodurch auch das Bauen teurer wird.

Einerseits verteuert sich der Transport von Baumaterialien an sich. Die Spedition wird teurer, da der Diesel für die Lkws und das Schweröl für die Containerschiffe mehr kostet. Die höheren Kraftstoffpreise spiegeln sich in der bereits erwähnten Baumaterial-Preisentwicklung in Österreich wider, welche an den Auftraggeber weitergegeben werden. Andererseits verteuern die hohen Energiepreise auch den Bauprozess direkt:

  • Die Fahrten von und zur Baustelle kosten mehr, da die Tankfüllung teurer wird.
  • Der Strom und der Kraftstoff für die Baumaschinen kostet mehr.
  • Die Arbeitsstunden werden teurer, da die Löhne der Inflation angepasst werden.

Grund 3: Fehlende Fachkräfte

Erschwert wird die Situation durch den fortbestehenden Mangel an Fachkräften auf der Baustelle. Dieser hat zur Folge, dass Bauaufträge zum Teil nicht angenommen oder nur mit Verzögerung durchgeführt werden. Wer das vermeiden will, muss zum Teil deutlich mehr Geld für verschiedene Leistungen bezahlen.

Baukosten Österreich - Preisentwicklung bei Baustoffen in Deutschland 2016 bis 2021
Quelle: destatis.de

Baumaterialien: Ungünstige Preisentwicklung in Österreich

Aufgrund der oben beschriebenen Faktoren sind Baumaterialen wie Ziegel, Holz, Stahl, Dämmstoffe sowie Kunststoffe zurzeit knapp oder in der Herstellung viel teurer. Zu Engpässen kommt es zunehmend auch bei Schrauben und Elektronikkomponenten. All das wirkt sich auf die Preise aus, wie wir im Folgenden anhand einiger Beispiele zeigen:

Stahl +119 %

Stahl sah in den letzten Jahren einen enormen Preiszuwachs. Anfang 2022 kostete eine Tonne Stahl noch rund 730 Euro. Der Stahlpreis Mitte 2022: 1.600 Euro. Ein Zuwachs von 119 Prozent.

Holz +69 %

Auch beim Holz wuchsen die Preise kräftig. So lagen die durchschnittlichen Holzpreise pro Festmeter vor der Krise bei rund 90 Euro. 2022 kostete der Festmeter Holz in Österreich im Schnitt 110 Euro, wobei regional bereits Preise von 130 Euro festgestellt werden. Ein Plus von 69 Prozent.

Ziegelsteine bis zu +79 %

Die Nachfrage nach Ziegeln bleibt hoch. Kosteten 1.000 Brenner-Planziegel (50 cm) im Jahr 2019 noch rund 5.700 Euro, stiegen die Preise für dasselbe Produkt bis Mitte 2022 auf rund 7.200 Euro an. Ein Preisanstieg von 79 Prozent.

Prognose: Was ist bei den Baukosten zu erwarten?

Eine exakte Prognose für die Baukosten in Österreich ist aufgrund der wechselhaften Lage schwierig – wir wollen an dieser Stelle jedoch den Versuch wagen.

Die momentane Lage ist schwierig. Probleme mit Lieferketten, hohe Energiepreise und die steigende Inflation werden uns wahrscheinlich noch lange beschäftigen. Diese Fakten sprechen dafür, dass die Baukosten in Österreich weiterhin hoch bleiben und vermutlich sogar noch steigen werden. Dazu kommt, dass die Auftragslage nach wie vor sehr gut ist. Denn viele Häuselbauer sehen sich angesichts der steigenden Preise unter Zugzwang und wollen lieber jetzt als später bauen.

Abzuwarten bleibt jedoch, wie sich die globale wirtschaftliche Abkühlung auf die Baukosten auswirken wird. Eine Rezession steht vor der Tür und könnte die Nachfrage nach Neubauten spürbar senken. Entsprechend sollten auch die Baukosten sinken. Wenn, dann wird dies aber frühestens gegen Ende 2022 der Fall sein.

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