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Interview: Warum sich Digitalisierung für große und kleine Bauprojekte auszahlt

29.09.2020 | 9 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

So steigern Sie die Qualität von Bauprojekten

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Marco Fehr vom Bauherren Podcast Schweiz bat PlanRadar-Gründer Domagoj Dolinsek zum Gespräch über die Digitalisierung der Baustelle. Erfahren Sie im Podcast, wie digitale Lösungen Prozesse auf der Baustelle effizienter machen und wie Bauherren und Bauleiter von mehr Transparenz und besserer Nachvollziehbarkeit profitieren.

Digitalisierung auf der Baustelle im Bauherren Podcast von Marco Fehr

Marco Fehr: Domagoj Dolinsek ist der Gründer der Firma PlanRadar. Er hat über 10 Jahre Erfahrung bei internationalen Großbaustellen im Bereich der Planung und hatte dort die Übersicht über die TGA (Technische Gebäudeausrüstung). Er wird uns über die Software PlanRadar erzählen und verschiedene Fragen zum Thema digitale Baustelle beantworten.

Domagoj Dolinsek: Ich komme aus der Planungswelt, bin gelernter Elektrotechniker und bin so in die TGA gekommen. Dort habe ich Laufe meiner Karriere viel Erfahrung in Sachen Planung und Bauleitung gesammelt. Das waren meistens Projekte in Kroatien, Ungarn, Österreich und Deutschland, wie zum Beispiel Logistikcentren oder Shoppingcentren im Bauvolumen von 100 bis 300 Millionen Euro.

Dabei habe ich festgestellt, dass es auf Baustellen gewissen wiederkehrende Probleme rund um die Dokumentation und Kommunikation gibt. Das hat mich dazu bewogen, PlanRadar zu gründen. Acht Jahre später sind wir international unterwegs und haben über 100 Personen an mittlerweile sechs Standorten. Wir expandieren immer weiter, um unseren Kunden lokal vor Ort bei Ihren Problemen zur Seite zu stehen und die Effizienz auf den Baustellen zu steigern.

Marco Fehr: Vielen Dank für diese Einleitung. Beim Bauherren Podcast Schweiz hören nicht nur Bauherren, sondern auch Architekten und Bauleiter zu. Meine erste Frage: Wie können ein Bauherr und andere Projektbeteiligte eine digitale Baustelle aufstellen?

Domagoj Dolinsek: Das sind häufig gestellte Fragen. Wo beginne ich mit der Digitalisierung? Was sind die richtigen Tools? Das Wesentliche ist dabei die Prozessfrage. Wie habe ich meine Baustellen bislang organisiert und will ich das weiterhin so? Oder passe ich Abläufe und die Kommunikation zwischen Architekten, Bauleitung, Projektsteuerung, ausführenden Unternehmen an? Viele sind noch nicht soweit, Plattformen zu verwenden, die organisierte Workflows haben. Viele nutzen noch triviale Tools, wie zum Beispiel Dropbox zum Austausch von Dokumenten. Oder sie benutzen Excel-Listen, um die Qualität oder um die Abrechnung zu Verfolgen. Beides ist grundsätzlich nicht falsch.

Solange das alles funktioniert, ist es gut. Aber man kann sich ja immer verbessern. Und ein wesentliches Problem besteht darin, dass es dabei immer an der Nachvollziehbarkeit mangelt. Also welche Version der verfolgten Dokumentation ist die richtige? Das sollte man bedenken, wenn man schnell eine bestimmte Information benötigt. Und genau das wollen Bauherren. Sie wollen wissen: Wie ist der Fortschritt auf der Baustelle? Was wurde bislang gemacht? So können Sie entsprechend reagieren. Das kann finanzieller Natur sein, bis hin zum schlimmsten Fall, wenn ausführenden Unternehmen ausgetauscht werden müssen.

Marco Fehr: Könnt ihr da als PlanRadar Bauherren behilflich sein, um Prozessfragen zu klären?

Domagoj Dolinsek: Wir helfen Bauherren bei der Kommunikation und Dokumentation. Konkret in der Ausführungsphase. Wer soll mit wem kommunizieren? Was soll freigegeben werden? Wir raten immer: Je offener, desto besser! Das heißt, dass so viele Leute wie möglich zu so vielen Informationen wie möglich Zugang haben. Man soll keine Datensilos schaffen und Daten bunkern. Denn je mehr Datensilos man hat, desto schwieriger ist es, Daten auszutauschen. Mit PlanRadar schaffen man das, indem man zu einem Sachverhalt die volle chronologische Dokumentation führt und diese auf einem digitalen Plan verortet. Dabei ist es egal, ob die Bauarbeiter das auf der Baustelle mit dem Smartphone machen, oder der Bauleiter im Büro mit dem Laptop. Jeder greift in Echtzeit auf die Informationen zu. So kann man entsprechende Schritte setzen, wenn es brenzlig wird. Gerade bei komplexen Projekten ist das absolut notwendig.

Marco Fehr: Kannst du uns ein praktisches Beispiel geben, wo ein Bauherr durch PlanRadar einen Mehrwert bekommt?

Domagoj Dolinsek: Ein Beispiel aus dem Shoppingcenter-Bereich: Es handelte sich um ein Einkaufszentrum im Bestand, das zu 100% in zwei Bauphasen renoviert wurde. Das Problem dabei war, dass die Projektbeteiligten aus der ersten Bauphase mit ihren Shops in die Räumlichkeiten der zukünftigen zweiten Bauphase ziehen mussten. Ich habe damals zu Baubeginn von der Bauleitung, über den Generalunternehmer bis zu den ausführenden Unternehmen geraten: Verwendet keine Excel-Listen, sondern nutzt PlanRadar. Denn zu Beginn ist es noch einfach, auf ein digitales Tool umzusteigen. Man hat das zu Beginn ignoriert, bis man irgendwann nicht mehr wusste wer was wo wann. Der Endtermin für die erste Bauphase rückte immer näher und im letzten Moment gelang es uns in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Unternehmen noch, alle Excel-Listen in PlanRadar zu übertragen. So konnte man die erste Bauphase gerade noch abschließen, wobei noch viele Mängel offen waren.

Daraus hat man für die zweite Bauphase gelernt, sich entsprechend vorzubereiten und mit PlanRadar weiter zu arbeiten. Im Laufe des Projekts mussten rund 50.000 Punkte wie Mängel, Schäden und andere Sachverhalte behandelt werden. Am Tag der Eröffnung war es nur mehr einer, wo es um läppische 4.000 Euro ging. Ohne PlanRadar wäre das nicht möglich gewesen. Das haben mir auch die führenden Bauleiter bestätigt, die es nach eigener Aussage mit nur ihren Excel-Listen nicht geschafft hätten. Wir kennen inzwischen zahlreiche derartige Beispiele.

Marco Fehr: Das war ein Einkaufszentrum mit einer Bausumme von 150 Millionen. Aber nicht jeder Bauherr baut so teuer. Ab welcher Bausumme lohnt es sich, PlanRadar einzusetzen.

Domagoj Dolinsek: Es lohnt sich auch, wenn man ein kleines Bauunternehmen ist. Schon beim Bau eines Einfamilienhauses kommen 100 bis 200 Punkte zusammen, wo Dinge zu klären sind, Abstimmung notwendig ist, wo Dinge falsch eingebaut werden. Das liegt auch an den engen Zeitrahmen für Bauprojekte heutzutage. Auch private Häuslbauer wollen ihr Häuschen in vier oder sechs Monaten bezugsfertig haben. Die Anbieter müssen mitziehen.

Eine Jahreslizenz bei PlanRadar kostet 1.000 Euro. Ein Bauleiter kann damit so viele Projekte, wie er will, abwickeln. Wenn er zum Beispiel sieben Einfamilienhäuser parallel abwickelt, hat er rund 700 Punkte mit jeweils 10 Kommunikationsschritten zu betreuen. Das ist eine enorme Summe. Und wenn man das auf Großprojekte umlegt, reden wir von hunderttausenden Kommunikationsschritten, die man sonst per E-Mail erledigt. Da zahlen sich die 1.000 Euro für eine Lizenz in einem Jahr zehnmal zurück.

Wir haben eine Kundenumfrage gemacht. Demnach sparen sich ihre Bauleiter mit PlanRadar im Schnitt sieben Arbeitsstunden pro Woche. Das ist die Investition allemal wert. Darüber hinaus kann man Kunden plakativ alles nachweisen. Zum Beispiel, dass man nur mehr 7% offene Punkte hat, wobei drei vom Elektriker, zwei vom Haustechniker und einer bauseitig sind. Dadurch, dass man diese schnelle Aussage treffen kann, transportiert man als Dienstleister Sicherheit. Das wollen die Kunden.

Wir haben in Tschechien einen Kunden in der Projektsteuerung, der von drei Mitbewerbern den Zuschlag bekam, obwohl er der teuerste war. Weil er mit PlanRadar als einziger ein digitales Tool verwendet. Er konnte dem Auftraggeber vermitteln, wie transparent und schnell er zu Ergebnissen kommt und dass der Auftraggeber dadurch eine saubere Dokumentation für den Betrieb erhält. Das hat den Ausschlag gegeben.

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Marco Fehr: Wie kann sich ein Bauherr die Kommunikation via PlanRadar mit dem Bauleiter oder Architekten vorstellen?

Domagoj Dolinsek: Das ist denkbar einfach. Wir funktionieren wie andere gängige Software-Lösungen. Man geht auf planradar.com, registriert sich mit seiner E-Mail-Adresse und bekommt sofort seinen Zugang. Dann kann man per Drag & Drop Projektpläne wie Schnitte oder Grundrisse hochziehen und zum Projekt die entsprechenden Teilnehmer einladen. Das funktioniert wie in WhatsApp oder Microsoft Teams. Das entspricht alles der DSGVO sowie der ISO 27001, um hier allen Anforderungen unserer Kunden nach Datenschutz und Datensicherheit zu entsprechen.

Jeder kann sich die App für sein System (Android, iOS, Windows) herunterladen, mit den Zugangsdaten einloggen und sieht sofort die jeweiligen Pläne. Man kann sofort loslegen, Fotos machen, Kommentare dazu verfassen, und den zuständigen Ausführenden auswählen. Dieser sieht das sofort auf seinem Gerät. Wem das zu schnell geht, der kann sich auch maßgeschneiderte Berichte in der eigenen Corporate Identity herunterladen. Es gibt noch immer Unternehmen, die das alles ausdrucken und in Papierform aufbewahren wollen. Auch das ist durch den praktischen PDF-Export auf Knopfdruck jederzeit möglich. In diesen Berichten ist dann alles enthalten: Fotos, Kommentare, Planausschnitte, und so weiter.

Marco Fehr: Es ist ja häufig der Fall, dass der Bauherr am Sonntag auf die Baustelle fährt und dort dann Fotos von Baumängeln macht. Und als Bauleiter bekommt man dann am Montag in der Früh eine lange Liste und das ist dann viel Arbeit. Mit PlanRadar geht das alles dann viel einfacher.

Domagoj Dolinsek: So ist es. Man sollte als Bauleiter oder Anbieter keine Scheu davor haben, transparent zu sein. Das macht einem das Leben einfacher. Wenn man offen kommuniziert, ist das immer ein Vorteil. Viele Bauleiter erzählen mir, dass Sie mit PlanRadar ihre Bauherren glücklich machen, weil sie jederzeit Einsicht und Gewissheit haben. Das führt in der Praxis sogar zu weniger Anfragen durch die Bauherren, weil dadurch die Distanz vermindert wird. Ich rate jedem, sich vorab mit den anderen Projektbeteiligten auf eine klar strukturierte Kommunikation zu einigen. Davon profitiert das gesamte Projekt.

Marco Fehr: PlanRadar ist in Österreich beheimatet. Ist euer Produkt auch für Nutzer in anderen Ländern interessant? Werden zum Beispiel die SIA-Formen und Vorlagen in der Schweiz übernommen?

Domagoj Dolinsek: Selbstverständlich. Kunden können selbst Vorlagen für die Datenerfassung und Berichte nach SIA, ÖNORM, VOB, usw. erstellen, so dass sie länderkonform sind. Wir unterstützen unsere Kunden auch durch unsere Consulting-Teams vor Ort. Aber es ist sehr einfach, das selbst zu machen. Man hat in PlanRadar einen Bereich, in dem diese Berichtsvorlagen zusammengebaut werden. Dann speichert man sie und kann sie sofort anwenden. Jeder, der zum Beispiel eine Brandschutzdokumentation oder Bautagebücher nach den entsprechenden Vorgaben in der Schweiz, Österreich, oder Deutschland zu führen hat, kann das mit PlanRadar machen.

Marco Fehr: Die Software hilft dann auch bei der Verwaltung zu einem späteren Zeitpunkt, oder ist sie nur für die Bauphase gedacht?

Domagoj Dolinsek: Wir sind nicht das ultimative Betreiber- oder Facility Management Tool. Aber viele Betreiberfirmen konzentrieren sich mit PlanRadar auf eng begrenzte Bereiche. Sie stimmen mit der Software zum Beispiel Wartungsarbeiten oder Maßnahmen rund um Gewährleistungen ab. Ist eine Leistung im Gewährleistungszeitraum? Wie gehe ich damit um, externe Dienstleister wie Elektriker zu integrieren, damit er sofort Rechnungen legen oder Materiallisten anhängen kann? Das können wir mit PlanRadar. So können wir auch im Betrieb eingesetzt werden.

Marco Fehr: Eine technische Frage: Gibt es Schnittstellen zu anderen Programmen, wie zum Beispiel zum Kalkulationsprogramm Messerli in der Schweiz?

Domagoj Dolinsek: Ja, es gibt Schnittstellen. Wenn ein Kunde will, dass wir für ihn PlanRadar mit anderen Softwarelösungen verbinden, dann ist das möglich. Das muss natürlich auch von Seiten des anderen Anbieters gewünscht sein. Wir können uns an sämtliche IT-Infrastrukturen andocken, wie zum Beispiel Sharepoint, SAP, oder Ausschreibungsprogramme wie Messerli. Dadurch können wir mit anderen Playern auf dem Markt zusammenspielen, um eine Gesamtlösung für Kunden anzubieten. Auch in Kombination mit BIM (Building Information Modeling), wo man direkt im digitalen Modell dokumentiert. Eine Tür ist dann im PlanRadar BIM-Viewer auch wirklich als Tür ersichtlich, so dass man dort seine Punkte positionieren kann. Diese kann man dann zum Beispiel mit einem Revit oder ArchiCAD -System teilen. Rückwirkend kann man dann das IFC-File des BIM-Modells wieder aus anderen Programmen in PlanRadar importieren und alle Informationen werden entsprechend angezeigt.

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