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Fachkräftemangel am Bau in der Schweiz: Das können Sie tun

05.12.2022 | 8 min Lesedauer | Written by Ralf Steger

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Die Schweizer Baubranche steht vor einer nie dagewesenen Herausforderung. Auf dem Bau herrscht ein akuter Fachkräftemangel. Der Erfolg jedes Bauunternehmens und jedes Projektes, hängt vor allem von den Menschen ab, die Tag für Tag alles geben. Bauunternehmen brauchen also zwingend ausreichend Fachkräfte, doch was passiert, wenn es an qualifiziertem Fachpersonal fehlt? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Schweizer Baubranche und die Politik bereits seit einigen Jahren. In diesem Beitrag erfahren Sie unter anderem die Ursachen des Fachkräftemangels in der Schweizer Baulandschaft und seine Folgen. Zudem beleuchten wir mögliche Lösungsansätze, die angestrebt werden könnten, um die Problematik auf absehbare Zeit in den Griff zu bekommen.

Der Fachkräftemangel am Bau ist ein wachsendes Problem

In diesem Beitrag gehen wir auf die folgenden Thematiken ein:

  1. Gründe für den Fachkräftemangel in der Schweizer Baubranche
  2. Folgen des Fachkräftemangels 
  3. Besonders gefragte Berufsgruppen
  4. Lösungsansätze in der Personalakquise

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Sowohl in der Schweiz, als auch in ganz Zentral- und Westeuropa ist der Fachkräftemangel im Bauwesen ein bekanntes Problem. Seit Jahren kämpft die Branche um mehr Mitarbeiter. Vor besonderen Herausforderungen steht die Branche im Hinblick auf weibliche Fachkräfte und innovative, moderne Arbeitsmodelle.

Wenn Sie sich für einen Job in der Bauwirtschaft entscheiden, arbeiten Sie in einer der wichtigsten und traditionsreichsten Branchen der Schweizer Wirtschaft. Die Bauwirtschaft ist mit einem Anteil von 5,1 Prozent an der Schweizer Gesamtwertschöpfung ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Diese oft missverstandene Branche birgt ein enormes Potenzial. Allerdings gilt die Baubranche oft als unflexibel, reaktionär und überholt. Zumindest in der Schweiz täuscht dieser Eindruck. Die Schweizer Bauwirtschaft hat viele Innovationen und erstaunliche Projekte wie das NEAT-Projekt am Gotthard, der Prime Tower in Zürich und zahlreiche gigantische Bunkeranlagen in den Alpen hervorgebracht. Es gilt daher als unbestritten, dass die Schweizer Baubranche mit innovativer Technik, modernen Arbeitsabläufen und einzigartigen Ausbildungs-Modellen zur absoluten Weltklasse gehört.

Hintergründe des Fachkräftemangels in der Schweizer Baubranche

Die Hintergründe des Fachkräftemangels in der Schweizer Bauwirtschaft sind vielfältig und hängen davon ab, wen man fragt. Ein Grund, den in der Schweiz fast alle betroffenen Akteur:innen als wichtige Ursache sehen, ist die zunehmende Akademisierung. Insbesondere Bauberufe, die durch eine Berufslehre (EFZ und EBA) erreicht werden können, fallen der Akademisierung zum Opfer. Die Lehre ist im Umfang des einmaligen dualen Bildungssystems tief in der Schweizer Berufskultur verwurzelt und bildet eine fundierte Ausbildung für qualifizierte Fachkräfte in allen möglichen Bereichen.

Zu den beliebtesten Lehren in der Schweiz gehören unter anderem die Ausbildungen:

  • Kaufmann bzw. Kauffrau EFZ
  • Detailhandelsfachmann bzw. Detailhandelsfachfrau EFZ
  • Handelsmittelschuldiplomand:in
  • Fachmann bzw. Fachfrau Gesundheit EFZ
  • Fachmann bzw. Fachfrau Betreuung EFZ
  • Koch bzw. Köchin EFZ

Die Bauberufe waren in der Schweiz lange ganz vorn mit dabei, wenn es um die beliebtesten Berufslehren ging. In den letzten Jahrzehnten sind sie aber immer mehr nach hinten gerückt. Betrachtet man die Bauberufe im Ranking der beliebtesten Berufslehren der Schweiz, kommt kein Baujob in die Top 5. Die Ausbildung Elektroinstallateur:in EFZ liegt auf Platz sieben, Zeichner:in EFZ liegt auf Platz 10, Schreiner:in liegt auf Platz vierzehn, Gärtner:in liegt auf Platz sechzehn, Maurer:in liegt auf Platz siebzehn, Zimmermann bzw. Zimmerin liegt auf Platz neunzehn und Maler:in liegt auf Platz zwanzig.

Allerdings wird in der Schweiz die Berufsausbildung, also die klassische Lehre immer weniger beliebt als der Besuch von Gymnasien oder Universitäten. Während es im traditionellen Handwerk an jungen Lehrlingen mangelt, strömen immer mehr Student:innen an die Universitäten. Dies ist insbesondere für kleine Unternehmen der Baubranche mit geringem Automatisierungsgrad ihrer Belegschaft ein Problem. Die Schweizer KMUs leiden daher überproportional vom aktuellen Fachkräftemangel auf dem Bau.

Nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Gehälter sind ein Grund, weshalb Berufseinsteiger:innen und Quereinsteiger:innen sich nicht für die Baubranche interessieren. Das Lohnniveau kann sehr niedrig sein, vorwiegend in den Jobs der Baubranche, wo keine Ausbildung erforderlich ist. Aber selbst für zahlreiche Stellenangebote, die sich an Lehrabsolvent:innen und Studienabsolvent:innen richten, sind die Löhne teilweise niedriger als in anderen starken Schweizer Wirtschaftssektoren wie Finanzen, Versicherungen, Pharma oder Consulting. Vielen Young Professionals fehlen einfach die finanziellen Anreize, um eine Karriere in der Schweizer Baubranche einzuschlagen.

Auch demografische Merkmale tragen zum Fachkräftemangel in der Schweiz bei. Das Rentenalter für die meisten Bauarbeiter liegt bei 60 Jahren. Die Babyboomer der 1960er-Jahre haben gerade dieses Alter erreicht und verlassen den Arbeitsmarkt. Dadurch entsteht eine Lücke, die nach und nach durch die neue Generation gefüllt werden muss. Die meisten Stellen werden mit Fachkräften aus dem Ausland besetzt. Aufgrund der strengen Einwanderungsbestimmungen der Schweizer Eidgenossenschaft kommen fast ausschliesslich Arbeitnehmer:innen aus Schengen-Staaten wie Deutschland, Österreich, Italien, Portugal oder Ungarn in Frage.

Fachkräfte aus Drittstaaten, die an regulären Bautätigkeiten interessiert sind, erhalten in der Schweiz kaum eine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung. Die Wirtschaft in vielen Herkunftsländern ehemaliger Gastarbeiter, wie Portugal oder Slowenien boomt, während die Lebenshaltungskosten in der Schweiz steigen. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Personen, die vor einigen Jahren oder Jahrzehnten in die Schweiz eingewandert sind, das Land wieder zu verlassen. Der Trend der Rückwanderung von Gastarbeitern verschärft den Fachkräftemangel zusätzlich. Dies lässt sich am Beispiel der Portugiesen und Portugiesinnen sehen, die zur meist vertretenen Nationalität im Baupersonal der Schweiz gehören. Ähnliches gilt für Deutsche Einwanderer:innen.

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Der Fachkräftemangel im schweizer Bausektor und seine Folgen

In vielen Bereichen des schweizer Arbeitsmarktes herrscht ein deutlicher Arbeitskräftemangel. Das Baugewerbe ist einer der am stärksten betroffenen Sektoren. Arbeitgeber werben Studenten auf Jobmessen und Hochschulen an und Politiker testen Strategien, um junge Menschen in die Baubranche zu locken. Während Baukonzerne große Anstrengungen unternehmen, um neue Talente zu rekrutieren, treten kleinere Unternehmen, die sich solche Massnahmen nicht leisten können, oft in den Hintergrund. Unter Umständen werden Projekte aufgrund von Personalmangel verzögert oder nicht angenommen. Die Kosten steigen und Kunden springen ab. Dies kann schwerwiegende finanzielle Auswirkungen haben und die Position von Schweizer KMUs im Vergleich zu großen Unternehmen weiter schwächen.

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Diese Berufsgruppen sind in der Schweiz besonders gefragt

Obwohl der Fachkräftemangel die Schweizer Baubranche als ganzes betrifft, ist der Mangel bei einigen Berufsbildern akuter als bei anderen. Nachfolgend erörtern wir, welche Jobs auf dem Bau in der Schweiz besonders gefragt sind.

6. Bagger- / Kranführer:innen
Bagger und Kranführer:innen sind unerlässlich für den Erfolg praktisch jeden Bauvorhabens. Sie steuern Bagger- bzw. Kranen und sind für deren Sicherheit verantwortlich. In der Schweiz ist Bagger- bzw. Kranführer kein Ausbildungsberuf. Es gibt also keine Berufslehre und kein Studium, welches Auszubildende als Kran- oder Baggerführer qualifiziert.

5. Poliere und Polierinnen
Das Berufsbild der Polier:in gehört zu den meistgefragten Handwerks-Jobs in der Schweizer Baubranche. Aktuell besteht aber ein deutliches Unterangebot an Polier:innen, wodurch dieses Berufsbild zu den Top 5 der Bau-Jobs gehört, wo in der Schweiz ein besonders starker Fachkräftemangel herrscht.

4. Architekten und Architektinnen
Um in der Schweiz als Architekt:in arbeiten zu dürfen, ist ein erfolgreich abgeschlossenes Architekturstudium an einer Fachhochschule oder an einer Universität notwendig. Obwohl die Zahl der Architektur-Student:innen in der Schweiz steigt, kann das Angebot nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten.

3. Zimmerleute
Die Anzahl an Sekundarschul-Abgänger:innen, die sich für eine Berufslehre als Zimmermann EFZ, bzw. als Zimmerin EFZ entscheiden, hat jüngstens wieder abgenommen. Auch die Nachfrage ist etwas gesunken, nach wie vor gehören Zimmerleute aber zu der Berufsgruppe mit dem drittstärksten Mangel in der Schweizer Baubranche.

2. Maurer:innen
Ohne Maurer:innen ist traditionelles Bauen undenkbar. Maurer:innen legen die Mauern, die den Rohbau des Gebäudes bilden. Es verwundert daher nicht, dass Maurer:innen besonders gefragt sind. Obwohl die Bezahlung sowohl in der Ausbildung als auch danach sehr hoch ist, fehlt es in der Schweiz an ausgebildeten Maurer:innen. Dies hat unter anderem mit dem Image des Jobs, mit der körperlichen Belastung und den Berufsrisiken dieses Jobs zu tun.

1. Bauführer:innen
In wohl keinem anderen Land verdienen Bauführer:innen so viel wie in der Schweiz. Der Job der Bauführer:in gehört zu den bestbezahlten Bau-Jobs Europas. Dennoch gibt es nicht genug von ihnen. Die hohen Anforderungen an Berufserfahrung, Ausbildung und Verantwortungsbewusstsein, kombiniert mit der steigenden Nachfrage führen dazu, dass der Beruf der Bauführer:in der akuteste Punkt des Fachkräftemangels in der Schweizer Baubranche darstellt.

Lösungsansätze in der Personalakquise

Die schweizer Bauwirtschaft sieht inländische Berufseinsteiger:innen als den am erfolgversprechendsten Ansatz zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Für viele Bauunternehmen steht die Einstellung von Mitarbeitern oder die Suche nach Quereinsteigern aus dem europäischen Ausland an zweiter oder dritter Stelle.

Das Ziel bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften ist es, diese für die Schweizer Baubranche und die Mitarbeiter:innen langfristig an das Unternehmen zu binden. Dies gilt sowohl für junge Menschen kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung als auch für Fachkräfte, die durch Studium oder Praktikum mit der Baubranche in Berührung kommen.

Große Unternehmen, die bei der Rekrutierung junger Mitarbeiter erfolgreich sind, setzen auf Kampagnen, Marketing und Events. Andererseits gehen diese Bauunternehmen gezielt auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation ein und streben danach, den Anforderungen junger Menschen an moderne Arbeitgeber gerecht zu werden. Dazu gehören etwa moderne Führungsebenen, Gleichberechtigung, flexible Arbeitsmodelle, faire Löhne und flache Hierarchien.

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