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Studie: Die Architektur der Zukunft in 12 Ländern

13.09.2022 | 13 min Lesedauer | Written by Olga Romanova

PlanRadar für Architekten und Ingenieure

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Im Juni 2022 führte PlanRadar ein Forschungsprojekt über die Architektur der Zukunft in 12 Ländern durch. Dazu wurden mit Hilfe führender Branchenvertreter zukünftige Trends, Prioritäten und Strategien der Architekturbranche untersucht. In diesem Blogbeitrag stellen wir einige der wichtigsten Ergebnisse unserer Studie vor. 

Studie zur Architektur der Zukunft

Die Gestaltung von Gebäuden wird stark von örtlichen Gegebenheiten beeinflusst. Architekten waren schon immer durch die vor Ort verfügbaren Materialien, die individuellen Bedürfnisse von Nutzern und Bewohnern und klimatische Bedingungen eingeschränkt. 

In unserem globalisierten Zeitalter werden vermehrt weltweit die gleichen Baumaterialien und die gleichen Architektur-Trends angewandt. So sind heute neue Bauten in praktisch allen Ländern aus Materialien wie Stahl und Beton, während in der Vergangenheit lokale Materialien wie Bambus, Stein, Lehm oder sogar Eis dominierten. In gleicher Weise reagieren Architekten überall auf globale Herausforderungen – insbesondere auf den Klimawandel und steigende Temperaturen.  

Dennoch gibt es weiterhin Unterschiede zwischen den Ländern. Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich nicht überall auf die gleiche Art und Weise bemerkbar machen – und dadurch die Architektur auf einzigartige, lokal begrenzte Weise beeinflussen. Architekten am Persischen Golf müssen sich beispielsweise auf extreme Hitze einstellen, während Architekten in Westeuropa die Gefahr von Sturzfluten einkalkulieren. 

LESETIPP: Teil 2 unserer Studie ‘Büros der Zukunft’ – die zukünftigen Entwicklungen von Büroräumlichkeiten in 12 Ländern.

LESETIPP: Teil 3 unserer Studie ‘Wohnen in der Zukunft’ – wie sich unser Wohnraum nach Meinung von Expert:innen aus 12 Ländern in Zukunft verändern wird.

Die Zukunft der Architektur verstehen 

Als Unternehmen für Bausoftware mit Kunden auf der ganzen Welt hat PlanRadar ein ausgeprägtes Interesse an den globalen Trends, von welchen die Architektur der Zukunft beeinflusst wird. Wir wollten verstehen, wie sich Architektinnen und Architekten in jenen Ländern, in denen wir tätig sind, an den Wandel der Zeit anpassen. Deshalb entschlossen wir uns, eine eingehende Untersuchung durchzuführen, um zu erfahren, wie Experten die Architektur der nächsten Jahrzehnte in ihren Heimatländern sehen.  

Um unserer Fragestellung auf den Grund zu gehen, analysierten wir Prognosen, Vorschriften und Analysen über die Zukunft der Architektur in 12 Ländern. Wir holten öffentlich zugängliche Daten von Experten, unabhängigen Instituten, Berufsverbänden und Regierungsstellen ein, um deren Prioritäten, Ambitionen und Strategien zu verstehen. Folgende Länder standen im Fokus: Deutschland, Österreich, USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien, die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn, Italien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Polen.  

Dabei haben sich uns faszinierende Trends in der Architektur offenbart. In diesem Blogbeitrag vermitteln wir einen Einblick in unsere wichtigsten Erkenntnisse darüber, wie nach Meinung der Experten die Zukunft der Architektur in ihren jeweiligen Ländern aussehen wird. Wenn Sie sich eingehender mit den Einzelheiten befassen möchten, empfehlen wir Ihnen, unser ebook über die Zukunft der Architektur herunterzuladen.

Die Architektur der Zukunft

Laden Sie hier die vollständige Studie herunter.

Warum brauchen wir einen globalen Blick auf die Architektur der Zukunft? 

Wussten Sie, dass Italien das einzige Land ist, in dem Experten das “Entpflastern” (Entfernen von Asphalt) ernsthaft als einen wichtigen Trend für die Stadtgestaltung von morgen ansehen? Oder dass Spanien das Land mit der größten Vorliebe für innovative Stadtentwicklungskonzepte ist, während Ungarn am skeptischsten ist? Oder dass, während zwei Drittel der Länder Hanf als Baustoff mit großem Potenzial sehen, nur Frankreich dem Flachs eine Zukunft einräumt?  

Durch den Vergleich der Prioritäten der verschiedenen Länder für die kommenden Jahre stellen wir fest, welche Architektur-Trends sich weltweit verbreiten könnten und welche eher einen lokalen Charakter beibehalten werden. Mit diesem internationalen Vergleich wollen wir: 

  • Globale Trends, Strategien und Prioritäten identifizieren, die Architekten in aller Welt teilen 
  • Einzigartige Ziele in bestimmten Ländern erkennen  
  • Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Regionen verstehen  
  • Analysieren, weshalb die untersuchten Länder unterschiedliche Visionen für die Zukunft der Architektur haben 
  • Informationen darüber austauschen, wie die Staaten bewährte Praktiken fördern 

Ein Hinweis zur Methodik 

Das Team von PlanRadar untersuchte 12 Länder in Europa, Nordamerika und dem Nahen Osten, in denen das Unternehmen tätig ist. Bei der Auswahl der Länder legten wir den Schwerpunkt auf Europa, da hier die meisten Daten und Informationen zur Verfügung standen. Wir haben die Quellen anhand der folgenden Kriterien ausgewählt:  

  1. Staatlich geleitete oder geförderte Berichte, Projekte oder gesetzliche Anforderungen. 
  1. Architektenvereinigungen oder -kammern (z. B. RIBA im Vereinigten Königreich). Berufsverbände von Stadtplanern, Bauingenieuren, Designern, Innenarchitekten oder Möbelherstellern wurden als Quellen für relevante Fragen herangezogen. 
  1. Artikel, die in einer Zeitschrift oder einem Magazin veröffentlicht wurden, die/das dem Verband oder der Architektenkammer gehört (z. B. RIBA Journal für das Vereinigte Königreich). Wie in Punkt 2 sind für bestimmte Fragen auch Zeitschriften oder Journale anderer Berufsverbände akzeptable Quellen. 
  1. Alle Quellen sollten so aktuell wie möglich sein, jedoch nicht vor Juni 2020 datieren, um Vorhersagen vor der Pandemie auszuschließen. Die Quellen sollten sich speziell auf ein einzelnes Land beziehen, nicht auf globale Trends. 
  1. In Fällen, in denen keine Antworten der Branchenverbände oder deren Veröffentlichungen verfügbar waren, wurden andere zuverlässige externe Quellen herangezogen. Diese Fälle sind im Quellenverzeichnis gekennzeichnet. 

Hier finden Sie die vollständigen Rohdaten.

Die wichtigsten Ergebnisse: Die Architektur der Zukunft im globalen Vergleich 

Welche Zukunft erwarten also führende Experten in den 12 untersuchten Ländern für die Architektur? Durch die Analyse von Berichten, Vorschriften, Prognosen und Empfehlungen konnten wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen.  

Die wichtigsten Trends in der globalen Architektur

Übersicht der wichtigsten Trends in der Architektur in 12 Ländern

Wie in der Grafik dargestellt, gibt es mehrere universelle Trends, welche die Zukunft der Architektur bestimmen dürften. Unsere Untersuchungen zeigen, dass einige Themen, Prioritäten und Strategien für Architekten fast überall von Bedeutung sein werden. 

Hier sind die 7 Top Architektur-Trends: 

  1. Nachhaltigkeit 
    In allen 12 von uns untersuchten Ländern haben sich die führenden Architektenverbände und Experten dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeit des Berufsstandes zu verbessern. Nahezu zwei Fünftel der weltweiten Co2-Emissionen werden Gebäuden (durch Bau, Nutzung und Abriss) zugeschrieben. Daher sind sich Architekten auf der ganzen Welt ihrer Rolle bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit bewusst. 
  1. Null-Emissions-Gebäude 
    Null-Emission bezieht sich auf den Bau von Co2-neutralen Gebäuden und ist in 10 der 12 untersuchten Länder ein wichtiger Trend. Bei einem Null-Emissions-Gebäude sollten die verwendeten Materialien, der Bau selbst, der Betrieb und der eventuelle Rückbau keine Emissionen verursachen. 
  1. Lebensqualität und menschenzentriertes Design 
    In 7 der 12 von uns untersuchten Länder liegt der Schwerpunkt auf der Lebensqualität. Das Bewusstsein, dass Gebäude mehr sein können als nur Orte zum Arbeiten, Schlafen oder Zeitvertreib, wächst. Gebäude können so gestaltet werden, dass sie die Lebensqualität, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen verbessern. Diese Erkenntnis ist zwar schon seit langem Teil der Architekturtheorie und -ausbildung, es erfreut uns jedoch, dass sie auch in der Politik vieler Länder verankert ist. 
  1. Gebäude als Teil der Umwelt 
    Lange wurden Gebäude mit wenig Rücksicht auf ihre Umgebung gebaut. Unabhängig vom Standort wurden sie mit ähnlichen Materialien und Designs errichtet. Doch in der Hälfte der analysierten Länder legen Architekten nun Wert auf einen stärker lokal ausgerichteten Ansatz beim Bau. Dieser soll die umgebende Landschaft, das natürliche Licht, die Ausrichtung, das Wetter etc. berücksichtigen. 
  1. Widerstandsfähigkeit gegen extreme Wetterbedingungen 
    Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels planen 5 der 12 Länder, Gebäude dahingehend zu entwickeln, dass sie widerstandsfähiger gegen witterungsbedingte Einflüsse sind. Es ist auffällig, dass einige der Länder, welche die Bedeutung dieses Architektur-Trends hervorgehoben haben, selbst stark von extremen Wetterbedingungen betroffen waren oder sind.  
  1. Wiederverwendung und Umnutzung von Gebäuden  
    In der Vergangenheit beschäftigte sich die Architektur vorrangig damit, Neues zu bauen. Im Streben nach mehr Nachhaltigkeit geben jedoch 6 der 12 Länder an, dass sie die Wiederverwendung oder eine Umnutzung bestehender Strukturen als wichtigen Architektur-Trend sehen.  
  1. Verstärkte lokale Stadtplanung 
    Um die Abhängigkeit vom Auto zu verringern und die Pendelzeiten zu verkürzen wird bei der lokalen Stadtplanung verstärkt darauf geachtet, dass Einrichtungen (von Lebensmittelläden über Gesundheitsdienste bis hin zu Co-Working-Spaces) in fußläufiger Entfernung zu den Wohnorten liegen. Architekten in einem Drittel der Länder heben dies als einen wichtigen Trend in der Architektur hervor. Dieser Trend überschneidet sich stark dem Trend hin zu mehr Lebensqualität und menschenzentriertem Design. 

Architektur-Trends im Bereich Nachhaltigkeit 

In Anbetracht der Auswirkungen des Klimawandels überraschte uns nicht, dass alle an der Studie beteiligten Länder die Nachhaltigkeit als einen der wichtigsten Architektur-Trends für die Zukunft des Architektursektors bezeichneten. Bei der Untersuchung der Daten fielen uns jedoch unterschiedliche Interpretationen dessen auf, was “Nachhaltigkeit” bedeuten kann. 

  • 10 der 12 Länder haben die Null-Emissions-Bauweise als wichtiges Merkmal für künftige Bauvorhaben festgelegt. Dabei werden Gebäude so konzipiert, dass sie während des Bauprozesses so wenig CO₂ wie möglich freisetzen. Die entstehenden Emissionen müssen dann auf irgendeine Weise ausgeglichen werden. Für die in dieser Studie berücksichtigten EU-Länder ist zu beachten, dass sich die EU zu anspruchsvollen Emissionszielen verpflichtet hat und dass dieser internationale Fokus wahrscheinlich die lokalen Initiativen antreibt. Interessant ist jedoch, dass ein EU-Mitglied, nämlich Ungarn, hier weniger Wert darauf legt, als die anderen EU-Staaten. 
  • 5 der 12 Länder (USA, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Frankreich und Italien) sehen in der Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterbedingungen einen der wichtigsten architektonischen Trends für die kommenden Jahrzehnte.  
Übersicht: Welche besonderen Merkmale wird die Architektur der Zukunft haben - 12 Länder im Vergleich

Alle 12 der von uns untersuchten Länder erkennen Nachhaltigkeit als einen wichtigen Trend in der Architektur der Zukunft an. Sie gehen aber unterschiedliche Wege, wie diese Nachhaltigkeit erreicht werden soll. Bewährte Verfahren werden sowohl auf der Ebene eines einzelnen Gebäudes als auch auf der Ebene des weiteren städtischen Umfelds betrachtet. Hier greift die Architektur auf die Stadtentwicklung über und stützt sich auf umfassendere Strategien, um nachhaltige Gebäude zu schaffen. 

So erwarten 6 von 12 der untersuchten Länder, dass erneuerbare Energien in Zukunft in die Architektur integriert werden. Dies wird beispielsweise durch den Bau von Sonnenkollektoren, Erdwärmepumpen oder anderen erneuerbaren Energiequellen erreicht. Solche Ansätze könnten die Abhängigkeit der Gebäude von externer Energieversorgung verringern und damit den Co2-Ausstoß reduzieren. Verbesserungen bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien liegen jedoch jenseits der Möglichkeiten eines einzelnen Architekten. Sie erfordern einen strukturellen Wandel. 

10 der 12 Länder geben an, dass der Fokus auf Fußgängerfreundlichkeit in der Stadtentwicklung eine Möglichkeit ist, die Architektur nachhaltiger zu gestalten. Durch die Schaffung von mehr Möglichkeiten, zu Fuß zu gehen (sowie mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln), können Städte die verkehrsbedingten Emissionen reduzieren. Interessanterweise scheinen nur Polen und die Vereinigten Staaten die Begehbarkeit nicht als eine der besten Praktiken für eine nachhaltigere Stadtentwicklung zu betrachten. In den Vereinigten Staaten liegt das wahrscheinlich daran, dass die meisten Städte des Landes für die Nutzung des Autos konzipiert wurden. Fußgängerfreundlichkeit ist angesichts des bestehenden Stadtgrundrisses oft keine realistische Option. 

Weltweit gesehen scheinen sich die Architekten auch für eine Reihe von Praktiken zu engagieren, welche die Branche nachhaltiger gestalten.  

  • 7 von 12 Ländern sprechen von Kreislaufwirtschaft und wiederverwendbaren Baumaterialien. 
  • 8 von 12 Ländern nennen den sparsamen Umgang mit Wasser als gemeinsames Merkmal der künftigen Architektur.  
  • 8 von 12 Ländern erkennen, dass ein geringerer Energieverbrauch in Gebäuden ein wirksames Mittel ist, um städtische Entwicklungen nachhaltiger zu gestalten. 
  • 7 von 12 Ländern gaben den Erhalt und den Schutz von bestehenden Grünflächen und Naturgebieten als Ziel an. 

Neben den allgemeinen Trends ist es auch interessant, sich die Strategien anzusehen, die nur in einem oder zwei Ländern Priorität haben. So ist es beispielsweise überraschend, dass Polen und Ungarn die einzigen Länder zu sein scheinen, welche die Verbesserung der Wärmedämmung offiziell als gute Praxis für eine nachhaltigere Stadtentwicklung in der Zukunft ansehen. Ein Grund dafür könnte sein, dass andere Länder, wie z. B. das Vereinigte Königreich, seit über zwei Jahrzehnten Programme für eine bessere Wärmedämmung vorangetrieben haben und diese Praktik daher nicht mehr als Zukunftstrend sehen.  

Die Vereinigten Staaten sind unterdessen das einzige Land, das Architekten ermutigt, sich stark auf die Förderung nachhaltiger Lieferketten zu konzentrieren. Die Vereinigten Arabischen Emirate hingegen sind das einzige Land, das glaubt, dass die Errichtung niedriger und kleinerer Gebäude die Stadtentwicklung nachhaltiger macht. Angesichts der umfangreichen Erfahrungen der VAE mit Hochhäusern ist dies ein interessanter Richtungswechsel. 

Architektur-Trends im Bereich Baumaterialien 

Welche Baumaterialien werden in Zukunft verwendet - 12 Länder Vergleich

Wir stellten bereits fest, dass mehrere Länder über Pläne zur Verwendung einer Vielzahl erneuerbarer Biomaterialien im Bauwesen verfügen. Nachfolgend darauf wollten wir herausfinden, welche Materialien nach Ansicht von Experten in Zukunft am häufigsten zum Einsatz kommen werden. 

  • 8 von 12 Ländern gehen davon aus, dass sowohl Holz als auch Hanf in Zukunft häufiger im Bauwesen verwendet werden. Hanf ist ein erneuerbarer Rohstoff und kann als eine Art Beton verwendet werden – es bietet ähnliche strukturelle Eigenschaften wie herkömmliche Materialien und ist gleichzeitig kostengünstig und schnell anzubauen. Auch Holz und Brettsperrholz stoßen auf großes Interesse, da sie schwere Lasten tragen können und gleichzeitig als CO₂-Speicher dienen.  
  • 5 von 12 Ländern erwarten, dass Stroh und andere Gräser in großem Umfang als Baumaterialien eingesetzt werden. 
  • 3 von 12 Ländern gehen davon aus, dass Myzel (Pilze) als zukünftiger Architektur-Trend eine große Rolle spielen werden.  

Alle diese Biomaterialien sind äußerst nachhaltig, da sie während ihres Wachstums Kohlenstoffdioxid absorbieren und es dann über Jahrzehnte in der Gebäudestruktur binden. 

Zudem besteht der Wunsch, mehr recycelte Materialien (sowie recycelten Beton und Ziegel) zu verwenden. Die Wiederverwendung solcher Materialien bedeutet, dass Architekten die mit ihrer ursprünglichen Gewinnung und Herstellung verbundenen Emissionen vermeiden können. Allein die Herstellung von Beton verursacht etwa 8 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen, sodass die Wiederverwendung von Baumaterialien deren Auswirkungen erheblich verringern könnte. 

Während die meisten Länder ihr Interesse an neuen Materialien wie Holz, recycelten Materialien, Stroh und anderen “neuen” Materialien bekundeten, gehen viele Länder ihren eigenen Weg.  

Experten in Italien sagen beispielsweise voraus, dass Architekten in Zukunft die meisten neuen Materialien im Bauwesen verwenden werden, darunter Graphen, ökologische fotokatalytische Farben, regeneriertes Nylon, Verbundwerkstoffe und Kohlefaserbeton. Das Vereinigte Königreich hingegen ist das einzige Land, welches Interesse an Bioverbundbeton und Stampflehm zeigt. Frankreich interessiert sich als einziges befragtes Land an transparentem Beton.  

Im Gegensatz dazu sind andere Länder relativ konservativ, wenn es um das Experimentieren mit neuen Materialien geht. So nennt Ungarn nur Holz und Brettsperrholz als “neue” Materialien, die in den kommenden Jahren zum Einsatz kommen werden, während die Vereinigten Arabischen Emirate lediglich ihr Interesse an “intelligenten Materialien” bekunden. 

Widerstandsfähigkeit 

Die Widerstandsfähigkeit eines Gebäudes gibt an, inwiefern die Struktur extreme äußere Einwirkungen überstehen kann. Unsere Untersuchung zeigt, dass 5 der 12 Länder (die USA, das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich und Italien) bei der Architektur der Zukunft einen Schwerpunkt auf die Widerstandsfähigkeit gegen extreme Wetterbedingungen legen. 

Diese Reaktion auf extreme Wetterverhältnisse hängt zumindest teilweise mit der Geschichte dieser Länder in Bezug auf Naturkatastrophen zusammen. Die Vereinigten Staaten zum Beispiel wurden in den letzten zwei Jahrzehnten von einer Vielzahl von Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Waldbränden heimgesucht. In Nordeuropa wurden Länder wie das Vereinigte Königreich und Deutschland in den letzten Jahren von mehreren Sturzfluten überrascht, während in Italien Erdbeben eine ständige Bedrohung darstellen. 

In Anbetracht der Tatsache, dass der Klimawandel alle Länder betreffen wird, beunruhigt es uns, dass andere Länder offenbar noch nicht ernsthaft darüber nachdenken, wie sie ihre Gebäude widerstandsfähiger gestalten können. Spanien beispielsweise ist regelmäßig von Dürren und Waldbränden bedroht, während die Vereinigten Arabischen Emirate durch den Anstieg des Meeresspiegels an ihrer tief liegenden Küste gefährdet sind.

LESETIPP: Die einflussreichsten und berühmtesten Architekten der letzten Jahrhunderte

Nachrüstung vs. Neubau 

Da die Weltbevölkerung weiter wächst, besteht ein ständiger Bedarf an neuen Wohnungen. Je mehr wir jedoch bauen, desto höher sind die Kosten für den Planeten. Infolgedessen setzen immer mehr Länder auf Nachrüstung, Renovierung und Umnutzung bestehender Gebäude. In der einen oder anderen Form haben 6 Länder (USA, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und die Tschechische Republik) die Renovierung und Umnutzung von Gebäuden als einen Zukunftstrend genannt. 

Eine Renovation ist natürlich eine hervorragende Möglichkeit, die Freisetzung von Emissionen zu verringern, doch sie ist nicht überall beliebt. Dies könnte an der Demografie, dem kulturellen Geschmack und den Prioritäten der Bauindustrie liegen. Renovierung und Umnutzung erfordern zudem anderes Know-how als der Bau neuer Gebäude. 

Vom Lokalen zum Globalen 

Architekten mussten schon immer sowohl die universellen Prinzipien von Design und Technik als auch das lokale Umfeld und dessen Ressourcen verstehen. Die Untersuchung der Prognosen von Architekturexperten aus 12 Ländern zeigt, dass diese Notwendigkeit, das Lokale und das Globale in Einklang zu bringen, auch heute noch aktuell ist. Dies liegt unter anderem daran, dass die lokalen Behörden infolge des Klimawandels immer mehr Druck auf die Branche ausüben. 

Wie die Untersuchung zeigt, gibt es mehrere Trends und Themen, welche die Architektur der Zukunft überall zu beeinflussen scheinen. Besonders die Nachhaltigkeit erwies sich als wichtiger Faktor. Gleichzeitig lassen sich globale Trends jedoch nicht immer auf den spezifischen Kontext einzelner Länder übertragen und die verschiedenen Regierungen verfolgen unterschiedliche Ansätze im Umgang mit ähnlichen Herausforderungen. 

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Die Architektur der Zukunft

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