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Die nachhaltige Stadt: So funktioniert’s!

17.05.2022 | 6 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

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Weltweit verbrauchen Städte zwischen 60 und 80 Prozent aller Ressourcen. Tendenz steigend, denn vor allem in Asien, Afrika oder Südamerika nimmt die Urbanisierung weiter zu. Hinzu kommt der wachsende Wohlstand rund um den Globus. Das damit einhergehende Konsumverhalten ist auf Dauer für unsere Umwelt nur schwer verkraftbar. Lösungen für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen müssen her. Das Ziel: Eine nachhaltige Stadt. Die folgende Auflistung zeigt, wie der Weg dorthin gelingen kann.
Nachhaltige Stadt - Suzhou am Abend

Was ist eine nachhaltige Stadt?

Eine nachhaltige Stadt zeichnet sich durch die folgenden 5 Punkte aus:

  1. Effiziente Ressourcennutzung.
  2. Reduzierte Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen.
  3. Nutzung erneuerbarer Ressourcen wie Solarenergie oder Windenergie.
  4. Reduzierung von Abfall (z.B.: Verpackungsmaterialien, Abwasser).
  5. Intelligente Verteilung der Ressourcen unter den Verbrauchern.

Schwerpunkte für die nachhaltige Stadt: Energie, Wasser, Nahrung und Abfall unter der Lupe

Städte sind komplexe Systeme. Daher ist es sinnvoll, die oben genannten Herausforderungen und Maßnahmen für unterschiedliche Bereiche gesondert zu betrachten.

Energie:

Es wird davon ausgegangen, dass der globale Bedarf an Erdöl bis 2030 um rund 10 bis 30 Prozent zunehmen wird. Gleichzeitig sinkt die weltweite Ölproduktion. Drei Sektoren bieten sich in Städten an, um den wachsenden Energiehunger einzudämmen.

  1. Bau und Betrieb von Gebäuden: Die Errichtung und der Betrieb von Gebäuden verschlingen rund ein Drittel der weltweit benötigten Energie. Durch den Einsatz neuer Technologien benötigt der Betrieb von Heizung, Klima und Lüftung weniger Ressourcen. Moderne Gebäudestandards wie das Passivhaus, Nullenergiehaus, oder Plusenergiehaus senken den Energieverbrauch zusätzlich. Mit der Schaffung der nötigen Anreize können Gemeinden dafür sorgen, dass derartige Lösungen beim Neubau sowie bei der Sanierung von Bestandsobjekten verstärkt zum Einsatz kommen.
  2. Effizientes Transportwesen: Durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs können urbane Regionen mehr Bewohner weg vom ressourcenintensiven Privatverkehr und hin zur Nutzung umweltfreundlicher Alternativen bewegen. Dazu ist die nachhaltige Stadt auf eine kompetente Stadtplanung angewiesen, die aktuelle und zukünftige Trends bei der Bevölkerungsentwicklung sowie dem Verkehrsaufkommen berücksichtigt. Des Weiteren sollten Kommunen die Entwicklung alternativer Konzepte im Bereich der Mobilität (z.B.: Car Sharing) fördern.
  3. Erneuerbare Energiequellen: Die Energieversorgung liegt in der Regel außerhalb der direkten Kontrollspanne der Gemeinden, da sie ihren Bedarf durch regionale Quellen und Netzwerke decken. Die Stadt Sevilla in Südspanien zeigt vor, dass durch den eigenständigen Bau von Solartürmen zumindest eine teilweise Energie-Autonomie erzielt werden kann. Damit regenerative Lösungen in Zukunft in großem Maßstab von Städten verwirklicht werden können, ist in eine umfassende Planung über verschiedene Stakeholder hinweg erforderlich, um die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Wasseraufbereitung in Stadt

Wasser:

Kapstadt in Südafrika ist nur eine von vielen Städten, welche bereits jetzt gegen eine lokale Wasserknappheit ankämpfen. Gemäß Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, verfügen weltweit etwa 2,2 Milliarden Menschen über keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der primäre Zweck einer funktionierenden und modernen Wasserversorgung ist die Gewährleistung eines Anschlusses an Wasser mit Trinkwasserqualität für jede Wohnung und jedes Unternehmen. Darüber hinaus bestehen aber noch weitere Punkte, welche die Wasserinfrastruktur einer nachhaltiger Stadt erfüllen sollte:

  1. Instandhaltung: Kommt die Infrastruktur zur Wasserversorgung in die Jahre, kann Wasser durch Risse, Rohrbrüche, Lecks und Kontaminationen entweichen oder verunreinigt werden. In Teilen des asiatischen und des afrikanischen Kontinents beispielsweise beläuft sich der Verlust von Wasser durch veraltete, beziehungsweise ungenügend gewartete Anlagen auf bis zu 70 Prozent. Aus diesem Grund sind umsichtige und regelmäßige Wartungsmaßnahmen Pflicht für jede ökologische Stadt.
  2. Aufbereitung des Wassers: Das Pumpen von Wasser von A nach B, sowie seine Reinigung und Aufbereitung sind äußerst Ressourcenintensiv. Einige Schwellen- und Entwicklungsländer verfügen momentan noch nicht über die entsprechenden Mittel, um großflächig eine professionelle Wasseraufbereitung durchzuführen. Im Zuge der nachhaltigen Stadtentwicklung können betroffene Gemeinden und Nationen auf biologische Maßnahmen, wie einer Pflanzenkläranlage setzen. Diese Art der Wasserreinigung bietet eine kostengünstige, energieeffiziente und nachhaltige Alternative zur chemischen oder technischen Wasserreinigung.

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Nahrung:

Die Bevölkerungszunahme und die Verstädterung führt zu einem stetig steigenden Nahrungsmittelbedarf. Global haben rund 820 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Um in urbanen Regionen Ernährungssicherheit zu gewährleisten, müssen nicht nur Fragen zur Nahrungsmittelproduktion geklärt werden. Auch in Bezug auf Lagerung und Verteilung von Nahrungsmitteln müssen von Gemeinden neue Lösungen gefunden werden:

  1. Lokale Nahrungsmittelproduktion: Um die Nahrungsmittelsicherheit vor Ort zu gewährleisten, sollten Städte die lokale Produktion fördern. Urbane Landwirtschaft bildet einen vielversprechenden Ansatz. Der größte Vorteil der städtischen Landwirtschaft besteht darin, dass der energieintensive Transport von Nahrungsmitteln reduziert wird. Weitere Vorteile: Die lokale Wirtschaft profitiert und weniger Landfläche wird zum Anbau benötigt.
  2. Umgang mit Lebensmitteln: Die Verteilung der Lebensmittelabfälle variiert zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen sowie einkommensstarken und einkommensschwachen Verbrauchern. Es bestehen verschiedene Ansätze, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Dies kann entweder durch technologische Lösungen oder regulative Maßnahmen erreicht werden – etwa im Bereich der Kühlung oder in Bezug auf die vorgeschrieben Mindesthaltbarkeit. Die Verschwendung von Nahrungsmitteln ist aber oft auch sozial oder kulturell bedingt. Städte können ihre Bevölkerungen zum Beispiel durch Aufklärungsmaßnahmen zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln bewegen und so die Abfallmengen reduzieren.
  3. Investitionen in einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf: Lebensmittelknappheit hat viele Auslöser. Oftmals entsteht sie aufgrund von Dürren, staatlichem Missmanagement, Konflikten und Armut oder wird zumindest dadurch begünstigt. Ein funktionierender und unabhängiger Wirtschaftskreislauf mindert die Auswirkungen dieser Faktoren und gewährt auf langfristige Sicht Versorgungssicherheit und Wohlstand. Ein nachhaltiger Städtebau umfasst also nicht nur die rein technischen Aspekte des Bauens, sondern auch wirtschaftliche und soziale Überlegungen auf regionaler, überregionaler, nationaler und sogar auf internationaler Ebene.

Abfall:

Weltweit steigt der Bedarf an Mülldeponien. Diese Lagerstätten sind bedeutende Quellen von Treibhausgasen wie Methan und Kohlenstoffdioxid. Ihre Instandhaltung sowie der Transport von Abfällen – oft über große Entfernungen hinweg – benötigen viel Energie und sind mit dem Ausstoß von Schadstoffen verbunden. Werden Deponien unzureichend gewartet, können entweichende Schadstoffe den Boden und das Grundwasser kontaminieren. Im Zeitalter der rapiden Urbanisierung stoßen Städte beim Umgang mit Abfällen zunehmend an ihre Grenzen. Denn laut Angaben der Weltbank werden in Städten im Schnitt nur 20 bis 55 Prozent des anfallenden Mülls gesammelt. Gleichzeitig steigen die Kosten. Diese Tatsachen sind Meilen vom Konzept der ökologischen Stadt entfernt. Neuere und platzsparende Methoden für die Abfallentsorgung und das Recycling von Abfall sind erforderlich:

  1. Einsatz moderner Technik: Besonders in Asien steigt der Anteil an Müllverbrennungsanlagen zur Energiegewinnung. Das schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, setzt jedoch modernste Anlagen voraus. Ansonsten drohen Belastungen für die Bewohner und die Umwelt.
  2. Lebensmittelabfälle verwerten: Durch einen bewussteren Umgang wird eine umweltfreundliche Verwertung weggeworfener Nahrungsmitteln möglich. So werden beispielsweise in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka nach Initiativen der Stadtregierung fast 80 Prozent der organischen Abfälle als Kompost für die Landwirtschaft weiterverwendet.
  3. Abfall vermeiden oder recyceln: Der gleiche Ansatz hilft auch bei der Vermeidung oder Wiederverwertung anderer Abfallarten. Ob Sensibilisierungsmaßnahmen, um den Papierverbrauch im Büro zu reduzieren, oder Regularien zur Mülltrennung: Städte verfügen über verschiedene Mittel zur Reduktion des Abfallaufkommens.

Gestiegener Nachhaltigkeit zum Trotz – die nachhaltige Stadt ist noch Zukunftsmusik

Die beschriebenen Maßnahmen tragen ohne Zweifel zu einer größeren Ressourceneffizienz bei. Die nachhaltigsten Städte der Welt setzen diese Ansätze bereits um und machen damit einen Schritt in eine grünere und umweltverträgliche Zukunft. Aber auch weltweit sind positive Entwicklungen hin zu mehr Nachhaltigkeit in den Städten zu beobachten. Jedoch ist bereits absehbar, dass diese Lösungen in Zukunft die bestehende Abhängigkeit von begrenzten Ressourcen nur in Teilen aufwiegen können. Insbesondere, wenn das verfügbare Einkommen der Bevölkerung wächst, werden etwaige Effizienzsteigerungen durch die wachsende Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen wieder wettgemacht. Die nachhaltige Stadt muss somit verstärkt darauf abzielen, Menschen und Unternehmen zu einem bewussten Verzicht auf endliche Ressourcen zu verleiten.

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