Blogartikel

Brandschutzgesetze in Deutschland 2023

06.04.2023 | 9 min Lesedauer | Written by Johannes Heinrich

Deutschland kennt immer strenger werdende Brandschutzgesetze und das aus gutem Grund; bis vor rund 30 Jahren war die jährliche Anzahl der Brand-verursachten Todesfälle in Deutschland noch doppelt so hoch wie heute. Der signifikante Rückgang hat nicht zuletzt mit den verschärften Vorgaben zu tun, was den Brandschutz in Deutschland angeht. 

Neben den Vorteilen für die Nutzer:innen und Bewohner:innen stellen Brandschutznachweise und -konzepte allerdings eine zunehmende Herausforderung für Bauunternehmen, Immobilienverwalter:innen und Eigentümer:innen dar. In diesem Beitrag klären wir die Situation rund um den Brandschutz in Deutschland auf und erörtern, was Sie im Jahr 2023 zum Thema wissen sollten.

Inhalt

Brandschutzgesetze in Deutschland: das müssen Sie wissen

Brandschutznormen und -regelungen in Deutschland

Da der Brandschutz ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist, kennt der Gesetzgeber klare Vorgaben zur praktischen Umsetzung. Die Regelungen betreffen sowohl die Liegenschaften als auch Materialien und das Vorhandensein von Ressourcen im Ernstfall. Die detaillierten Bestimmungen dazu sind größtenteils in den Landesbauordnungen der jeweiligen Länder wie in der MBO (Musterbauordnung) verfasst.

Die Regelungen sind vielfältig und können unmöglich in einem einzigen Beitrag zusammengefasst werden. Je nach Land gelten zudem unterschiedliche Landesbauordnungen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns daher hauptsächlich auf die grundlegenden Regelungen der MBO.

Was sind die wichtigsten Bestimmungen in diesen Regelungen? 

Eine der wohl wichtigsten Grundlagen der MBO ist die Einteilung in Gebäudeklassen, kurz GK. Je nach Gebäudeklassen gelten strengere oder weniger strenge Vorgaben zum Brandschutz.

Die Einteilung erfolgt nach Grad der Brandgefährdung einer Immobilie. Hierbei kennt die MBO die Gebäudeklassen „nicht brennbar“, „schwer entflammbar“ und „normal entflammbar“. Neben der Brennbarkeit unterscheiden sich die bundesweiten Brandschutzvorgaben, bzw. die Vorgaben der Länder nach Punkten wie Höhe des Gebäudes oder danach, ob es sich um eine öffentliche oder um eine private Liegenschaft handelt. 

Baulicher Brandschutz

Für das Bauwesen im Jahr 2023 nach wie vor ein besonders wichtiger Bereich des Brandschutzes in Deutschland ist der bauliche Brandschutz. Zum baulichen Brandschutz werden alle Brandschutz-Regelungen und -maßnahmen gezählt, die zur Errichtung oder zur Änderung der Bausubstanz eines Gebäudes gehören. 

Dazu zählen insbesondere Punkte wie die normgerechte Erstellung von Raumerschließungen, der Bau von Brandwänden, die Erschließung mit Hydranten oder Bewegungsflächen für die Feuerwehr. Zudem werden Faktoren wie Fluchtwege, die Brennbarkeit von Baumaterialien etc. geprüft. Sich mit den Vorgaben zum baulichen Brandschutz auszukennen und diese umzusetzen, ist ein zwingender Bestandteil des Bauprojektmanagements.

Wer regelt in Deutschland den baulichen Brandschutz? 

Welche Regeln für 2023 für den baulichen Brandschutz in Deutschland gelten, wird durch verschiedene Gesetze, Verordnungen und Normen geregelt.

Die Grundlage bildet die jeweilige Landesbauordnung, die in jedem Bundesland gilt und die allgemeinen Anforderungen an den baulichen Brandschutz festlegt. Hier sind beispielsweise Regelungen zu Abständen zwischen Gebäuden, Flucht- und Rettungswegen sowie zu den Anforderungen an Baustoffe und Bauteile festgeschrieben.

Darüber hinaus gibt es spezielle Verordnungen, wie beispielsweise die Verordnung über Bauarten und Prüfbescheinigungen für Baustoffe und Bauteile im Brandschutz (kurz Musterbauordnung oder MBO).

Für die Planung und Umsetzung von brandschutztechnischen Maßnahmen stützt sich der Gesetzgeber zudem auf Normen, wie beispielsweise die DIN 4102 für den Brandschutz von Bauteilen oder die DIN 14675 für die Planung von Brandmeldeanlagen.

Das digitale Bautagebuch

Effizienzsteigerndes Werkzeug für Bau- und Immobilienprojekte

Wer darf baulichen Brandschutz ausführen? 

In Deutschland gibt es verschiedene Berufsgruppen, die für die Ausführung von baulichem Brandschutz qualifiziert sind.

In erster Linie sind dies Fachplanende und Sachverständigende für baulichen Brandschutz mit abgeschlossenem Studium in den Bereichen Bauingenieurwesen, Architektur oder Brandschutztechnik. Sie erstellen Brandschutzkonzepte, beraten bei der Planung von Gebäuden und prüfen, ob diese den geltenden Brandschutzvorschriften entsprechen.

Des Weiteren nominieren Unternehmen, Behörden und öffentliche Einrichtungen Beauftragte für den vorbeugenden Brandschutz. Oftmals sind das reguläre Mitarbeitende, die lediglich eine entsprechende Zusatzausbildung absolviert haben.

LESETIPP: Vorbeugender Brandschutz: Warum eine digitale Lösung unerlässlich ist

Brandschutznachweis und Brandschutzkonzept im Jahr 2023

Im Bereich des baulichen Brandschutzes spielen der Brandschutznachweis und das Brandschutzkonzept eine wichtige Rolle. Beide sind Instrumente, um die Sicherheit von Gebäuden im Brandfall zu gewährleisten. Obwohl die beiden Begriffe oft als Synonym verwendet werden, haben der Brandschutznachweis und das Brandschutzkonzept nicht zwingend dieselbe Funktion.

Der Brandschutznachweis ist ein behördlich gefordertes Dokument. Dieses Dokument muss bei Neubauten, Umbauten oder Nutzungsänderungen von Gebäuden erstellt werden und dient dazu, die Einhaltung der brandschutztechnischen Anforderungen nachzuweisen. Ob ein Brandschutznachweis nötig ist, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Bundesländer, die ein Brandschutznachweis verlangen, akzeptieren dieses oftmals auch in Form eines Brandschutzkonzeptes. 

Hingegen stellt das Brandschutzkonzept eine umfassende Planung für den vorbeugenden Brandschutz dar. Das Ziel des Brandschutzkonzeptes ist es, zu beweisen, dass die Brandrisiken minimiert und die Rettungs- und Löscharbeiten im Ernstfall möglich sind

LESETIPP: Alles zu Brandschutzdokumentation und Brandschutzkonzept

Was gehört zum Brandschutzkonzept bzw. zum Brandschutznachweis?

Die Inhalte des Brandschutzkonzeptes und des Brandschutznachweises ähneln sich in vielen Punkten. 

Beim Brandschutznachweis geht es konkret darum, nachzuweisen, ob die baurechtlichen Anforderungen zum Brandschutz eingehalten werden. Dazu gehören zum Beispiel Nachweise der;

  • Standsicherheit im Brandfall
  • Feuerwiderstandsdauer von Bauteilen
  • Abständen zwischen Gebäuden
  • Brandlast pro Raumeinheit
  • Maximalen Anzahl von Personen im Gebäude

Wie der Brandschutznachweis dient auch das Brandschutzkonzept in der Regel als bautechnischer Nachweis. Im Gegensatz zum Brandschutznachweis bezieht das Brandschutzkonzept die gesamte objektbezogene Brandschutzplanung für Gebäude mit ein. Als übergeordneter Plan regelt das Brandschutzkonzept alle Brandschutzmaßnahmen und kann den Brandschutznachweis als Teilbereich umfassen.  

Wer darf ein Brandschutznachweis / ein Brandschutzkonzept erstellen?

Die Vorgaben zum Brandschutznachweis, bzw. zu dessen Notwendigkeit sind von Land zu Land unterschiedlich. Wird ein Brandschutznachweis zum Bauantrag benötigt, gehören dazu in der Regel bauliche und anlagentechnische Maßnahmen, die nur von Fachpersonen geplant und umgesetzt werden können. Das Gleiche gilt für das Brandschutzkonzept, welches fundiertes Fachwissen erfordert. 

Eine Bausachverständige für die Erstellung heranzuziehen ist daher ratsam, bei privaten Bauwerken jedoch nicht bundesweit vorgeschrieben. Geht es um den Bau größerer privater Objekte, verlangen die zuständigen Stellen in den verschiedenen Ländern aber oftmals eine Erstellung des Brandschutzkonzeptes bzw. -nachweises durch eine besonders qualifizierte Person.

Welche Verantwortlichkeiten haben die verschiedenen Akteur:innen? 

Wenn es um den baulichen Brandschutz geht, liegt die Verantwortung in Deutschland in erster Linie bei der Baufrau bzw. dem Bauherren. Um das fertiggestellte Gebäude durch die Bauaufsicht abnehmen zu lassen, obliegt es hilfsweise der Architekt:in bzw. den Bauingenieur:innen den Brandschutz zu gewährleisten.

Bei kommerziellen und öffentlichen Bauten sichern zudem in der Regel externe Prüfsachverständigende das Bauwerk fachspezifisch ab, bevor die Übergabe stattfindet. 

Während der Nutzung hingegen liegt die Verantwortung bei der Betreiber:in und Eigentümer:in. 

LESETIPP: Brandschutzplaner in der Haftung

Anforderungen an Brandschutzmaßnahmen

Wie bereits in diesem Beitrag besprochen, gibt es mit Stand 2023 in Deutschland kaum universell geltende Gesetze zu Brandschutzmaßnahmen. Viel mehr sind die aktuellen Anforderungen in einem Flickenteppich aus Rechtsverordnungen wie der MBO, der Feuerwehrgesetze und den einzelnen Landesverordnungen festgehalten. Je nach Landesverordnung bestehen Unterschiede bezüglich der Vorschriften zur Dokumentation, zur Prüfung und zur konkreten Umsetzung. Auch bundesweit unterscheiden sich die Regelungen der MBO je nach Gebäudeklasse. 

Es erstaunt daher nicht, dass beispielsweise ein Büroturm in Frankfurt andere und vor allem strengere Anforderungen erfüllen muss als ein frei stehendes Einfamilienhaus in Baden-Württemberg.

Welche spezifischen Anforderungen gibt 2023 für den Brandschutz?

Die Musterbauverordnung richtet sich bei den spezifischen Anforderungen nach dem Risiko und den möglichen Folgen eines Brandes in einem bestimmten Gebäude. Dabei teilt sie Liegenschaften in die Gebäudeklassen GK 1a, GK 1b, GK 2, GK 3 GK 4 und GK 5 ein. GK 1a umfasst frei stehende Gebäude, nicht größer als 400 m² und nicht höher als 7 Meter zusammen. Mit jeder Kategorie werden die Anforderungen strenger, bis hin zu GK 5, die GK mit dem höchsten Risiko und den schwerwiegendsten Folgen bei einem Brand. Zur GK 5 gehören etwa unterirdische Bauten oder Gebäude, die höher als 13 Meter sind.

In den Gebäudeklassen wird allerdings nicht unterschieden, ob eine Liegenschaft privat, kommerziell oder öffentlich genutzt wird. Die Regelungen hierzu bestimmt das jeweilige Bundesland, in welchem sich das Bauwerk befindet. Wir versuchen dennoch einen generellen Überblick zu bieten, auch wenn die spezifischen Anforderungen in Ihrem Bundesland etwas abweichen können.

Zudem bestehen Normen wie EN 13501 und DIN 4102, auf welche der Gesetzgeber zurückgreift. 

Wohngebäude

Die Brandschutzvorgaben für Einfamilienhäuser sind deutschlandweit relativ locker und werden weitgehend der Eigentümer:in überlassen. Auch für Mehrfamilienhäuser in der Gebäudeklasse GK 2 sehen die meisten Länder vergleichsweise moderate Vorgaben. 

Da vier Fünftel aller Brände in Deutschland in Privathaushalten entstehen, sollte dennoch auch bei Wohngebäuden Brandschutz nicht auf die leichte Schulter genommen werden. 

Bürogebäude

Während die MBO nicht zwischen Wohn- und Bürogebäuden entscheidet, sehen das die Arbeitsstättenverordnung, das Arbeitsschutzgesetz und die je nach Land unterschiedlichen Vorgaben zur Erstellung einer Brandschutzordnung, anders. 

Die Inhalte unterscheiden sich in jedem Bundesland. Weitere Rechtsgrundlagen sind zudem;

  • § 4 der DGUV Vorschrift 2
  • § 3 in der Verordnung über Arbeitsstätten
  • § 12 in der Muster-Beherbergungsstättenverordnung
  • § 24 A (Abs. 5) der DGUV

Öffentliche Einrichtungen

Für öffentliche Einrichtungen gelten in Deutschland generell strengere Brandschutzvorschriften als für private Liegenschaften. Auch hier ergeben sich die spezifischen Anforderungen aus der Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes. Überdies gelten Vorschriften aus der Betriebssicherheitsverordnung. 

Wie bei allen Gebäudearten gelten zusätzlich, je nach Gebäudeklasse, die individuellen Regelungen der MBO.

Welche Brandschutzmaßnahmen müssen bei der Nutzung von bestimmten Materialien beachtet werden?

Der Brandschutz konzentriert sich in Deutschland nicht nur auf die Größe und Nutzungsart von Gebäude, sondern auch auf die Art der verwendeten Baustoffe. 

Die Norm DIN 4102-1 ordnet Baumaterialien bezüglich ihrer Entflamm- und Brennbarkeit ein, während DIN EN 13501-1 Bauprodukte bezüglich ihres Brandverhaltens klassifiziert. 

Trends und Entwicklungen im Brandschutz 

Der Brandschutz unterliegt ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen, um den Anforderungen an moderne Gebäude und Technologien gerecht zu werden. Zu den bedeutendsten Trends des Brandschutzes im Jahr 2023 gehören unter anderem die Punkte Nachhaltigkeit, Digitalisierung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Fortschritte in der Brandbekämpfung.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Trend im Brandschutz. Neue Materialien und Technologien werden entwickelt, um den Brandschutz zu verbessern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren.

Digitalisierung

Die Digitalisierung hat auch den Brandschutz erreicht. Zum Beispiel vernetzen Bauleute Brandmeldeanlagen und Sprinkleranlagen digital, um eine schnellere Reaktion auf Brände zu ermöglichen. Auch die Integration von Brandschutzmaßnahmen in die Gebäudeautomation gewinnt 2023 zunehmend an Bedeutung.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Der Brandschutz erfordert eine enge Zusammenarbeit von Architekt:innen, Ingenieur:innen, der Feuerwehr und der Behörden. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen diesen Disziplinen trägt 2023 zur Brandsicherheit von Immobilien bei.

Fortschritte in der Brandbekämpfung

Fortschritte in der Brandbekämpfung, wie etwa die Entwicklung von effektiveren Löschmitteln und -systemen, finden 2023 vermehrt praktische Anwendung.

Herausforderungen und Lösungen 

Brandschutz ist wichtig und kann Leben retten, daran zweifelt niemand. Das bedeutet allerdings nicht, dass keine Nachteile mit den deutschen Brandschutzvorgaben verbunden sind. 

Insbesondere die Planung und Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen können durch die komplexen und umfangreichen Brandschutzvorschriften in Deutschland zur Herausforderung werden. Nicht nur erfordert die Einhaltung der strengen und von Land zu Land unterschiedlichen Vorschriften viel Fachwissen und Erfahrung, es braucht auch Geld, Zeit und Personal. Der Personalbedarf führt uns zum zweiten Problem im Kontext des Brandschutzes in Deutschland. Durch den akuten Fachkräftemangel fehlen vor allem kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Mitarbeitenden, um alle Vorgaben so effizient wie möglich zu erfüllen.

Doch wie lassen sich diese Herausforderungen am besten überwinden? Eine immer populärer werdende Lösung ist die Nutzung von Brandschutz Software für wie PlanRadar.

Mit PlanRadar optimieren Sie die Planung, Steuerung und Auswertung von Maßnahmen rund um den Brandschutz in Gebäuden. Mithilfe von PlanRadar arbeiten Eigentümer:innen, Brandschutzinspektor:innen, Bauleute, Architekt:innen, und Handwerker:innen schnell und einfach zusammen und gestalten effektive und rechtskonforme Brandschutzmaßnahmen.

LESETIPP: Wie Swiss Safety Center mit PlanRadar bei der Qualitätssicherung im Brandschutz 50% Zeit spart

PlanRadar als Software für Brandschutz kostenlos testen

Neben der Zeitersparnis, der produktiven Zusammenarbeit auf der Plattform und der effizienten Planung lassen sich über PlanRadar alle Brandschutzmaßnahmen umfassend und leicht zugänglich dokumentieren. Bereits über 120.000 Nutzer:innen in mehr als 65 Staaten profitieren von PlanRadar.

Schließen Sie sich an, überzeugen Sie sich selbst und testen Sie PlanRadar 30 Tage lang kostenlos oder buchen Sie eine kostenlose Produktpräsentation.

PlanRadar für Brandschutzmanager

3 Praxisbeispiele, wie Sie mit PlanRadar Prozesse im Brandschutz effizienter machen

eBook

Starten Sie in 4 einfachen Schritten.

1. Benutzerkonto erstellen

2. Pläne hochladen

3. Benutzer einladen

4. Mobile App herunterladen